Am 6. Juni 2025 wäre Thomas Mann 150 Jahre alt geworden. Er war nicht nur Roman- sondern auch politischer Schriftsteller. Mit dem Erstarken der NS-Ideologie erhob er immer vernehmlicher seine Stimme gegen den antidemokratischen Ungeist.

Deutsche Hörer!

Brief von Thomas Mann an Hermann Graf Keyserling mit Transkription
Brief von Thomas Mann an Hermann Graf Keyserling mit Transkription

Aus dem amerikanischen Exil meldete Mann sich über den britischen Radiosender BBC zu Wort. In seiner BBC-Sendung „Deutsche Hörer!“ sprach er 55mal zu seinen Landsleuten.

Aufzeichnungen „Deutsche Hörer“ 1941-1943

Salon kontrovers – Mitschnitt vom 17.03.2025 | Ruthard Stäblein (Redakteur hr2 kultur) und Hans Sarkowicz (Autor) sprechen über die Bedeutung dieser Rundfunkansprachen.

In den historischen Sammlungen der ULB findet sich ein originaler Brief Manns an den Darmstädter Philosophen Hermann Graf Keyserling . Aus seinem Sommerhaus in Nidden auf der Kurischen Nehrung schreibt Mann am 30. Juli 1932 bereits in illusionsloser Erkenntnis über die Verführung der Deutschen durch die Nazis.

Von diesem Aufenthalt berichtet Mann auch in einer der Radioansprachen im Mai 1943:
„… im Sommer 1932 an der Ostsee …, bekam ich ein Paket zugeschickt ….. Der Inhalt bestand aus einem verbrannten, nur gerade noch erkennbaren Exemplar eines Buches von mir, des Romans „Buddenbrooks“, – mir übersandt … zur Strafe dafür, dass ich meinem Grauen vor dem heraufkommenden Nazi-Verhängnis öffentlich Ausdruck gegeben hatte.“

Text der Ansprache (wird in neuem Tab geöffnet) vom 25. Mai 1943 aus „Deutsche Hörer!“ – Radiosendungen nach Deutschland

Thomas Mann über den militanten Nationalismus

Auszug aus einer Rede von Thomas Mann am 17.10.1930 im Beethoven-Saal, Berlin

"Ist nun, frage ich, eine solche Zurückführung, gesetzt, dass sie wünschenswert sei, auch nur möglich? Ist das Wunschbild einer primitiven, blutreinen, herzens- und verstandesschlichten, Hacken zusammenschlagenden, blauäugig gehorsamen und strammen Biederkeit, diese vollkommene nationale Simplizität, auch nach zehntausend Ausweisungen und Reinigungsexekutionen zu verwirklichen in einem alten, reifen, vielerfahrenen und hochbedürftigen Kulturvolk, das geistige und seelische Abenteuer hinter sich hat wie das deutsche, das eine weltbürgerliche und hohe Klassik, die tiefste und raffinierteste Romantik, Goethe, Schopenhauer, Nietzsche, die erhabene Morbidität von Wagners Tristan-Musik erlebt hat und im Blute trägt? Der Nationalismus will das Fanatische mit dem Würdigen vereinigen; aber die Würde eines Volkes wie des unsrigen kann nicht die der Einfalt, kann nur die Würde des Wissens und des Geistes sein und die weist den Veitstanz des Fanatismus von sich.“

Erschienen in:
Deutsche Ansprache – Ein Appell an die Vernunft
Signatur: 51/1568

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