"Nie wieder" ist jetzt!

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Gemeindebibliotheken

Die Repressionsorgane des NS-Staates beschlagnahmten gezielt die Bibliotheken der jüdischen Gemeinden und Organisationen. Unmittelbar aus den Kellern von Gestapo und SD gelangten nach Kriegsende einzelne Bücher der Israelitischen Kultusgemeinde Wiesbaden in die damalige Landesbibliothek. Unter den späteren antiquarischen Erwerbungen der Institute der TH Darmstadt konnten Bücher aus Gemeindebibliotheken in Berlin und München nachgewiesen werden.

Aus dem Besitz jüdischer Deportierter

1942 verkaufte das Darmstädter Finanzamt ein größeres Buchpaket an die Hessische Landesbibliothek. Die Erwerbung stand in engem Zusammenhang mit der Deportation der jüdischen Bevölkerung in die Konzentrationslager. Nur wenige der Bücher haben die Zerstörung der Bibliothek 1944 überdauert. Sie geben einen Einblick in persönliche Lebenssituationen der Darmstädter Jüdinnen und Juden.

Ein Buch aus dem Besitz von Delphine Homberger, geb. Mayer (1846-1919), trägt eine Widmung zum 18. Geburtstag am 25.06.1864 und wurde wahrscheinlich als Erbstück in der Familie (opens in new tab) weitergegeben. Unter den 1942 deportierten Nachfahren konnte der letzte Besitzer noch nicht ermittelt werden.

Bereits in die Zeit der NS-Verfolgung fällt dieser handschriftliche Vermerk:
Am 19.09.1935 schenkte die Darmstädter Jugendgruppe Agudas Jisroel den Zwillingen Artur (1922-1942?) und Leo (1922-2018) Sender (opens in new tab) dieses Buch.
Nur einer der Brüder überlebte die Shoa und berichtete später in einem Gedenkbuch der Gemeinde von seinen Erlebnissen. Die Suche nach den Erben in Israel ist bislang noch nicht abgeschlossen.

"Nie wieder" ist jetzt!

Jedes einzelne Buch ist ein Mahnmal der Erinnerung. 1998 hat sich die Bundesrepublik Deutschland in der Washingtoner Erklärung verpflichtet, unabhängig vom Ablauf gesetzlicher Fristen, faire Lösungen und die Restitution geraubten Kulturguts zu ermöglichen. Die ULB unterstützt diese Bestrebungen, wird aber auch nach etwaigen Rückgaben in Katalogen und Datenbanken die Erinnerung an den Bücherraub dauerhaft wachhalten.