Forschungsprojekt NS-Raubgut an der ULB

Im August 2022 startete in der ULB das Projekt "Provenienzforschung – Systematische Recherche nach NS-Raubgut in dem 1945-1949 neu formierten Bestand der heutigen ULB Darmstadt Darmstadt". Die dreijährige Projektphase wurde gefördert durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste

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Forschungsbasis

Überprüfung der Bücher im Magazin der ULB.
Überprüfung der Bücher im Magazin der ULB.

In diesem Projekt wird der Zugang in der Erwerbung nach 1945 untersucht. Auch in der Nachkriegszeit sind Bücher von Verfolgten in die Bestände der ULB gelangt, insbesondere vermittelt über Antiquariate, Privatpersonen oder Sammelstellen der Alliierten. Das wird als „sekundäres Raubgut“ bezeichnet.

Dass die NS-Zeit nicht in den Mittelpunkt der Untersuchung gestellt wird, ist in der Bestandsgeschichte der ULB begründet. Die frühere Landesbibliothek hatte erhebliche Verluste durch einen Bombenangriff am 11. September 1944 erlitten und versuchte, die entstandenen Lücken durch kostengünstige Erwerbungen in der Nachkriegszeit wieder zu füllen. Wie Stichproben zeigten, gelangten dabei große Mengen von NS-Raubgut in die Bibliothek. Von den vor 1945 erworbenen Raubgut-Büchern ist dagegen anzunehmen, dass die meisten beim Bombenangriff vernichtet wurden. Eine Ausnahme bildet damals sekretierte verbotene Literatur, die erhalten geblieben und damit Teil der Untersuchung ist.

Basis des Forschungsprojektes ist der Bestand der früheren Landesbibliothek, der nach der Zerstörung 1945-1949 neu formiert wurde. Das betrifft die als Numerus Currens aufgestellten Signaturgruppen 45/ bis 47/ und 49/, insgesamt ca. 40.000 Bände. Es wird direkt am Regal Einsicht in die Bücher (Methode der Autopsie) genommen und nach Provenienzmerkmalen der Vorbesitzer:innen wie Exlibris, Stempeln und Ähnlichem gesucht. Weitere Quellen sind Zugangsbücher der Bibliothek, die Angaben zu Lieferanten enthalten – nicht immer zuverlässig – sowie Archivquellen und einschlägige Datenbanken.

Projektziele

  • Systematische Identifizierung von NS-Raubgutbüchern
  • Dokumentation der Provenienzen im Bibliothekskatalog und in einschlägigen Datenbanken
  • Vorbereitung des Abschlusses von Restitutionen oder anderen „gerechten und fairen Lösungen“ (Washingtoner Prinzipien) mit Erb:innen bzw. Rechtsnachfolgenden

Mit den Objektbiografien der Bücher werden auch die Biografien der Menschen hinter den Büchern, ihre Verfolgungsschicksale, rekonstruiert und dokumentiert.

Die Provenienzlisten geben einen Überblick über die ermittelten Personen und Institutionen.