Eine Inkunabel kehrt in die ULB zurück

20.08.2020

Vor 90 Jahren auseinandergerissen, sind die zwei zusammengehörenden Inkunabeln Inc-III-137 und Inc-III-137a wieder vereint. Zu Beginn dieses Jahres konnte die ULB die zweite Inkunabel aus der ehemaligen Bibliothek des Dominikanerklosters Wimpfen aus dem Antiquariatshandel zurückerwerben.

Die Ausgabe der gesammelten Werke des Kirchenvaters Thomas von Aquin, gedruckt 1490 in Venedig, kam 1818 in 2 Exemplaren aus Wimpfen nach Darmstadt – bis einer der beiden Bände 1929 aus der Bibliothek verkauft wurde. Der Käufer war eine bekannte Persönlichkeit der Darmstädter Künstlerszene im Umfeld von Großherzog Ernst Ludwig und der Mathildenhöhe: der Typograph Christian Heinrich Kleukens.

Im vergangenen Jahr erwarb ein Antiquar aus Baden Württemberg den Band – einschließlich der originalen Rechnung von Buchhandlung und Antiquariat Schlapp, die den Verkauf an Kleukens bezeugt – und meldete sich bei der ULB, um sich der Unbedenklichkeit des ungetilgten Stempels der großherzoglichen Hofbibliothek zu versichern. Es gab keinen Grund, diese nicht zu erteilen und die ULB-Verantwortlichen ergriffen die seltene Chance eine historische Bestandslücke in der bedeutenden Inkunabelsammlung zu schließen. Die Inkunabel wurde als herausragendes Objekt im Januar auf der Antiquariatsmesse in Stuttgart von der Bibliothek erworben.

Es war ein bewegender Moment, die beiden ursprünglich zusammengehörenden Bände wieder nebeneinander mit ihren aufeinanderfolgenden Signaturen aus der Klosterbibliothek Wimpfen aufstellen zu können. Beide Exemplare sind digitalisiert und stehen der Öffentlichkeit in den Digitalen Sammlungen der ULB zur Verfügung. Wer genau hinsieht, kann den lateinischen Besitzeintrag der Klosterbibliothek erkennen.